Herrmann, Compars (Carl) (1816–1887), Zauberkünstler und Kunstsammler

Herrmann Compars (Carl), Zauberkünstler und Kunstsammler. Geb. vermutlich nahe Hannover, Königreich Hannover (D), 23. 1. 1816; gest. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, CZ), 8. 6. 1887 (begraben: Wiener Zentralfriedhof); mos. Ältester Sohn des wandernden Apothekers und Taschenspielers Samuel Herrmann und seiner Frau Anna Sarah Herrmann, geb. Meyer, Bruder von Alexander Herrmann (geb. Paris, F, 11. 2. 1844; gest. Ellicottville, NY, USA, 17. 12. 1896), der als Zauberkünstler in den USA Triumphe feierte, Vater der aus 1. Ehe stammenden Maria Dorothea Eva Herrmann (geb. 3. 2. 1853), die unter dem Namen Blanche Corelli eine erfolgreiche Gesangspädagogin wurde; ab 1852 mit der Opernsängerin →Rosa Csillag, ab 1862 in 2. Ehe mit der Französin Rosalia Herrmann, geb. Levy, verheiratet. – Der junge H. genoss eine kostenlose Ausbildung in Carnats Erziehungsanstalt in Versailles, wo er sich zuvor mit seinem Vater zum Gefallen der Direktion produziert hatte. Er war ein ausgezeichneter Vogelstimmenimitator und pflegte damit immer seine Programme zu eröffnen. Nach zahlreichen Vorstellungen als Zauberkünstler in England kam er 1851 nach Deutschland und Österreich. Seine kräftige Theaterstimme, seine Vielsprachigkeit und sein Charme brachten ihm besonderen Erfolg in Wien, wo er am Carl-Theater mit „Vorstellungen indischer Magie“ für Aufsehen sorgte. In der Folge bereiste H. die meisten europäischen Länder, wobei sich sein Weg anhand von Zeitungsberichten genau verfolgen lässt. 1858 hielt er sich in Lüttich und Brüssel auf, um im selben Jahr nach Südamerika zu reisen (mitgebrachte Artefakte schenkte er der k. k. Ethnographischen Sammlung in Wien). 1859–65 tourte er mit großem Erfolg durch Mittelamerika, Brasilien, Paraguay und die USA. In den Vereinigten Staaten gab er seine erste Vorstellung im September 1861 in der Academy of Music in New York und wurde im November jenes Jahres von Präsident Lincoln zu einer Vorstellung im Weißen Haus eingeladen. Auch vor zahlreichen weiteren Herrscherpersönlichkeiten aus aller Welt trat er auf, was ihm etwa 1852 eine Brillantnadel und eine kostbare goldene Uhr durch den russische Zaren sowie großzügige Geschenke des türkischen Sultans eintrug. Zwischen seinen ausgedehnten Reisen kehrte H. immer wieder nach Wien zurück und besuchte seinen Freund →Johann Nepomuk Hofzinser, der für ihn viele Kunststücke komponierte. 1865 wurde er österreichischer Staatsbürger, ließ sich in Wien nieder und spendete wiederholt Geld für die Armen der Stadt. Wohlhabend geworden, setzte er sich 1873 zur Ruhe. Der folgende Börsenkrach brachte ihn jedoch um einen beträchtlichen Teil seines Vermögens, weshalb H. seine Reisetätigkeit wieder aufnahm und die Verluste in kürzester Zeit wettmachen konnte. H. war einer der Ersten, der Reklame in großem Stil und Journalisten für sich zu nutzen wusste. Schon sein markantes Äußeres prädestinierte ihn zum Zauberkünstler. Seine hagere Gestalt, sein stechender Blick, ein schwarzer Henriquatre-Bart sowie seine Physiognomie ließen ihn fast aristokratisch wirken. Viele Künstler porträtierten ihn und seine Frau. Neben Lithographien von →Adolf Dauthage und anderen ist auch das Ölporträt von Sigmund Dux (Belvedere, Wien) bekannt. →Johann Strauß (Sohn) komponierte für ihn die „Herrmann-Polka“ (1851). Als H. während eines Kuraufenthalts in Karlsbad starb, rief sein Tod europaweit Anteilnahme hervor. H. war Besitzer zahlreicher Orden und Auszeichnungen, u. a. des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, des Kreuzes II. Klasse des spanischen Orden Civil de la Beneficencia (1882) und des ottomanischen Medschidié-Ordens V. Klasse (1882). Ferner war er Ritter des Ordine della Corona d’Italia. Seine umfangreiche Sammlung von Bildern und Kunstgegenständen wurde 1888 in Köln versteigert.

L.: Morgen-Post, 23. 1. 1886 (mit Bild); NFP, 9., Illustrirtes Wiener Extrablatt (mit Bild), 10., Tages-Post (Linz), 11. 6. 1887; O. Fischer, in: Radio Wien 7, 1931, Nr. 24, S. 20f. (mit Bild); G. Dammann, Die Juden in der Zauberkunst, 2. Aufl. 1933, s. Reg.; K. Volkmann, in: Magie, Mai 1954; Magic Christian, in: Magie, 2008, Nr. 7 (mit Bild); Tagbl.Archiv, Privatarchiv Magic Christian, beide Wien.
(Magic Christian)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)