Altenweisel, Josef (Joseph) (1851–1912), Fürstbischof

Altenweisel Josef (Joseph), Fürstbischof. Geb. Niederndorf (Tirol), 6. 12. 1851; gest. Matrei (Matrei am Brenner, Tirol), 25. 6. 1912 (begraben: Brixen/Bressanone, I); röm.-kath. Sohn des Bindermeisters Joseph Altenweisel und dessen Frau Anna Altenweisel, geb. Gfällner. – Nach dem Besuch des Salzburger Borromäums legte A. die Reifeprüfung am Stiftsgymnasium der Benediktiner in Meran ab. Anschließend studierte er als Alumnus des Collegium Germanicum an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1873 das Doktorat in Philosophie und 1877 jenes in Theologie erwarb. In Rom wurde er im Juni 1876 auch zum Priester geweiht. Nach der Rückkehr in seine Heimat ab 1877 Religionsprofessor am Borromäum, wurde er in Salzburg 1883 ein zweites Mal zum Dr. theol. promoviert. Im selben Jahr wechselte er als Professor der Dogmatik an die theologische Fakultät Salzburg, obwohl er bis dahin keine Veröffentlichungen vorgelegt hatte. A. war daneben auch karitativ tätig und errichtete die Kaiser-Franz-Joseph-Kinderkrippe. Nach dem Rücktritt des Brixner Fürstbischofs →Simon Aichner schlug der Salzburger Fürsterzbischof →Johann Bapt. Katschthaler 1904 an erster Stelle →Balthasar Kaltner und an zweiter Stelle A. vor. Der Tiroler Statthalter gab jedoch A. den Vorzug, weil dieser den politischen Parteien in Tirol distanzierter gegenüberstand. So wurde A. im Mai 1904 zum Fürstbischof von Brixen nominiert, im Juli desselben Jahres von Papst Pius X. bestätigt und im September von Kardinalstaatssekretär Merry del Val in der Chiesa del Gesù in Rom konsekriert. Die Inthronisation in Brixen erfolgte noch im selben Monat. A. geriet schon bald in völlige Abhängigkeit von den Konservativen. Bereits im November 1904 verbot er – gemeinsam mit den Bischöfen von Salzburg und Trient – dem Klerus jegliche Mitarbeit in dem im selben Jahr gegründeten Christlichsozialen Bauernbund. Da der Klerus mehrheitlich christlichsozial gesinnt war, hatte dies eine verhängnisvolle Wirkung. Bereits 1905 kam es deshalb zum Bruch zwischen Konservativen und Christlichsozialen. A. wurde daher von einem Großteil des Klerus und des Kirchenvolks abgelehnt und vehement angegriffen. Erst als die Christlichsozialen bei den Reichstagswahlen 1907 und bei den Landtagswahlen 1908 überwältigende Siege errangen, zogen die Bischöfe das Verbot der Teilnahme und Mitwirkung des Klerus an den Bauernbundversammlungen zurück. Während die Konservativen sich nun in Salzburg, Oberösterreich und in der Steiermark mit den Christlichsozialen zu einer Partei verbanden, dauerte der Streit in Tirol weiter an. Hinzu kam, dass bei einer Verständigungskonferenz, die im April 1911 in Innsbruck stattfand, auch die Bischöfe uneins wurden. Während Katschthaler und A. den Konservativen verbunden blieben, schloss sich der Trienter Fürstbischof →Coelestin Endrici den Christlichsozialen an. Als Seelsorger zeichnete sich A. durch volksnahe Hirtenschreiben aus. Besonderes Interesse zeigte er für die Marianischen Kongregationen. Er verstarb auf einer Firmungsreise.

W.: Christentum ohne Dogma, 1895.
L.: Gatz, Bischöfe (mit Bild); A. Sparber, in: Der Schlern 27, 1953, S. 205ff. (mit Bild); R. Schober, in: Tiroler Heimat 37, 1973, S. 139ff., 39, 1975, S. 155ff.; J. Gelmi, Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, 1984, S. 253ff. (mit Bild); Pfarre Matrei am Brenner, Pfarre Niederndorf, beide Tirol.
(J. Gelmi)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 16
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