Bierbaumer, Alois (1866–1932), Eisenbahnfachmann und Beamter

Bierbaumer Alois, Eisenbahnfachmann und Beamter. Geb. Wien, 13. 6. 1866; gest. ebd., 22. 6. 1932; röm.-kath. Sohn des Gastwirts Georg Bierbaumer und seiner Frau Barbara Bierbaumer, geb. Söllner; ab 1898 mit Michaela Bierbaumer, geb. Schiffermüller, verheiratet. – B. studierte ab 1885 an der Technischen Hochschule in Wien, wo er u. a. Tunnelbau bei →Franz von Ržiha hörte und 1891 die 2. Staatsprüfung für das Ingenieurbaufach ablegte. Erste Berufserfahrungen sammelte er anschließend als Ingenieur bei den Orientalischen Eisenbahnen in Konstantinopel. Dort war er meist im Direktionsbüro für Bau- und Bahnerhaltung beschäftigt, u. a. mit Entwürfen für diverse Hochbauten und Brückenumbauten. Ab Ende 1893 stand er als Ingenieuradjunkt im Dienst der Landesregierung für Bosnien und die Herzegowina in Sarajevo, leitete den Bau des dortigen Elektrizitätswerks und wirkte an der Errichtung der Schmalspurbahn Podlugovi–Vareš mit. Im Dienst des Niederösterreichischen Landeseisenbahnamts war er ab 1896 an der Trassierung der Linien Krems–Ottenschlag–Gutenbrunn, Groß Siegharts–Raabs und Krems–Grein beteiligt und wurde anschließend Bauführer des Bauloses I der Mariazellerbahn. 1898 wechselte B. zu den k. k. Staatsbahnen. Zunächst Bauführer des Bauloses II der Lokalbahn Unterdrauburg–Wöllan, wurde er dann zur Trassierungsabteilung Obervellach und später zur Eisenbahnbauleitung Spittal an der Drau (Südrampe der Tauernbahn) versetzt sowie nach Abschluss der Trassierungsarbeiten Bauführer des schwierigen Bauloses XI, das acht Tunnel umfasste. Nach dessen Fertigstellung war er bei der Staatsbahndirektion in Innsbruck Gruppenleiter für Oberbau- und Stationsanlagen, 1912–13 für Unterbau. 1913 in das Eisenbahnministerium nach Wien versetzt, war er im Departement für Unterbau und Brücken tätig und avancierte zum Vorstandsstellvertreter. Mit der Gründung der Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen wurde B. Prokurist und Vorstand der Fachgruppe für Bau- und Konstruktionsangelenheiten; zuletzt Ministerialrat. Nach seiner Pensionierung 1925 kehrte er an die Technische Hochschule in Wien zurück (Dr. techn. mit der bereits 1913 publizierten Arbeit „Die Dimensionierung des Tunnelmauerwerkes“ und einem 1926 verfassten Nachtrag) und war 1928–32 mit dem Dienstcharakter einer höherqualifizierten vertragsmäßigen wissenschaftlichen Hilfskraft Konstrukteur an der Lehrkanzel für Eisenbahnbau I und Straßenbau bei →Leopold Oerley. Er trat auch mit fachspezifischen Arbeiten hervor. In Band 8 der von →Viktor Freiherr von Röll herausgegebenen „Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens“ erschien 1917 sein Eintrag über „Schnee- und Lawinenschutzanlagen“, der von Fachgenossen seiner Zeit besonders hervorgehoben wurde. Ebenso publizierte er Artikel zur Baugrundforschung. B. gehörte ab 1893 dem Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein an. Er war Ritter des Franz Joseph-Ordens (1917) und Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone.

Weitere W.: Lawinen- und Steinschlaggefahren und die Mittel zu ihrer Bekämpfung, in: Allgemeine Bauzeitung 80, 1915 (gem. mit M. R. v. Siegl); Vorschläge für die Beurteilung von Flach- und Pfahlgründungen, in: ZÖIAV 81, 1929.
L.: RP, 24. 6. 1932; Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 87, 1932, S. 310; ZÖIAV 84, 1932, S. 261f.; B. Neuner, Bibliographie der österreichischen Eisenbahnliteratur … 3, 2002, S. 1319; Pfarre Ober St. Veit, Pfarre Wieden, Technische Universität (mit Parte), alle Wien.
(J. Pircher – E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)