Cuvaj von Ivanska (de Ivánka, de Ivanska), Slavko (Eduard, Ede) (1851–1931), Politiker und Beamter

Cuvaj von Ivanska (de Ivánka, de Ivanska) Slavko (Eduard, Ede), Politiker und Beamter. Geb. Belovar (Bjelovar, HR), 26. 2. 1851; gest. Wien, 31. 1. 1931. Sohn des Belovarer Bürgermeisters Juraj Cuvaj, Bruder des Pädagogen und Fachschriftstellers →Antun Cuvaj (geb. Belovar, 5. 6. 1854; gest. Zagreb, HR, 7. 6. 1927), Vater des Ökonomen und Fachschriftstellers sowie Generalsekretärs der Handels- und Gewerbekammer in Zagreb Adolf Cuvaj von Ivanska (geb. Agram/Zagreb, HR, 16. 8. 1882; gest. ebd., 4. 11. 1974); verheiratet mit Anna Cuvaj von Ivanska, der Tochter des Grazer Obersten Pelikan von Plauenwald. – C. absolvierte vermutlich den Militär-Grenz-Verwaltungs-Curs der Kriegs-Schule in Wien (nicht nachweisbar) und begann seine Beamtenlaufbahn an den Kreisverwaltungsstellen in Vinkovci und Rakovac, später in Petrinja. Nach der Okkupation Bosniens und der Herzegowina 1878 fungierte er als Regierungskommissär in Brod. Ab 1881 wirkte er als Konzipist beim Präsidium der bosnischen Landesregierung. 1885–1905 war C. Vizegespan, zuerst in Esseg und später in Požega, und anschließend bis 1906 Großgespan der Gespanschaft Lika-Krbava. Auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt und vorübergehend in Graz lebend, übernahm er 1908 das Amt des Bürgermeisters von Agram (bis 1909), 1909–10 stand er der Abteilung des Inneren bei der kroatisch-slawonischen Landesregierung in Zagreb vor und fungierte zugleich als Stellvertreter des Banus →Pavao Rauch. Als solcher wurde er neuerlich auf seinen Wunsch hin pensioniert. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Wien ernannte man ihn als Nachfolger von →Nikola von Tomašić im Jänner 1912 zum Banus. C. trat sein Amt vor dem Hintergrund eines intensiven Kampfs der kroatischen Opposition gegen die sogenannte Eisenbahnpragmatik der Regierung von →Károly Graf Khuen-Héderváry in Kroatien-Slawonien an, die wegen ihres magyarisierenden Charakters abgelehnt wurde. C.s Ernennung zum Banus rief zusätzliche heftige Proteste hervor, die durch die Auflösung des kroatischen Landtags vor seiner Neukonstituierung noch verstärkt wurden. C. lehnte Neuwahlen ab und ging gegen die oppositionellen politischen Kräfte und deren Presse vor, v. a. gegen die verschiedenen Rechtsparteien, die sich nun in der Vereinten Rechtspartei (Ujedinjena Stranka prava) zusammenschlossen, sowie gegen die Kroatisch-Serbische Koalition (Hrvatsko-Srpska Koalicija). C.s autoritäre Regierungsweise wurde auch vom dalmatinischen und vom bosnisch-herzegowinischen Landtag kritisiert, in der Folge kam es zu Demonstrationen in Agram, Sarajewo, Spalato und weiteren Städten. Im März 1912 trat die Studentenschaft in einen Streik. Die sich immer stärker zuspitzende politische Lage bewirkte einen engeren Zusammenschluss der Opposition. Khuen-Héderváry hob daraufhin die Verfassung auf und Ende März 1912 wurde C. zum königlichen Kommissär ernannt, als der er absolutistisch regierte, verstärkt polizeiliche Maßnahmen gegen politische Gegner setzte sowie die Presse- und Versammlungsfreiheit massiv beschnitt. Der Landtag wurde durch eine Ständige Kommission für legislative Angelegenheiten (Stalno povjerenstvo za zakonodavne radnje) ersetzt. Die Situation eskalierte mit weiteren Streiks und zwei Attentatsversuchen auf C. im Lauf des Jahrs. Khuen-Hédervárys Plan, mit Hilfe C.s das Land zu pazifizieren, scheiterte. C. wurde schließlich im Juli 1913 von König →Károly Graf Khuen-Héderváry seines Amts enthoben, die kommissionelle Verwaltung Kroatien-Slawoniens jedoch bis Ende des Jahrs unter der Leitung von →Károly Unkelhäusser beibehalten. Nach seinem Sturz zog sich C. aus dem politischen Leben zurück und verließ Kroatien; 1912 Geheimer Rat.

L.: Pester Lloyd, 20. 1., 23. 12. 1912 (beide Abendblatt); Agramer Zeitung, 22. 1. 1912; Jutarnji list, 2. 2. 1931; J. Šidak u. a., Povijest hrvatskog naroda g. 1860–1914, 1968, S. 276ff.; Hrvatski biografski leksikon 2, 1989; M. Kolar-Dimitrijević, in: Povijest Hrvata 2, ed. M. Valentić – L. Čoralić, 2005, s. Reg.; J. Horvat, Pobuna omladine 1911–14, 2006, s. Reg.
(M. Trogrlić)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)