Förster, (Albert Eduard) Heinrich Ritter von (1832–1889), Architekt, Baumeister, Unternehmer und Fachschriftsteller

Förster (Albert Eduard) Heinrich Ritter von, Architekt, Baumeister, Unternehmer und Fachschriftsteller. Geb. Wien, 14. 5. 1832; gest. ebd., 31. 1. 1889; evang. AB. Sohn von →Ludwig Ritter von Förster und Maria von Förster, geb. Schmidt (geb. Eisenstadt, Ungarn / Burgenland, 29. 8. 1805; gest. Wien, 19. 1. 1878), Bruder des Architekten Emil Ritter von Förster (geb. Wien, 18. 10. 1838; gest. ebd., 14. 2. 1909), der Verleger →Friedrich Ritter von Förster und Moritz Ritter von Förster (geb. Wien, 18. 2. 1841; gest. Frohnleiten, Steiermark, 16. 9. 1882) sowie von Sophie Förster, verehelichte Hansen (geb. Wien, 24. 11. 1830; gest. ebd., 28. 7. 1851), Vater von Rudolf Ritter von Förster (geb. Wien, 27. 9. 1864; gest. Graz, Steiermark, 9. 1. 1946), Sektionschef im Unterrichtsministerium, Schwager von →Theophil Freiherr von Hansen; ab 1861 mit Hermine von Streffleur (geb. Wien, 17. 7. 1840; gest. ebd., 12. 11. 1920), der Tochter von →Valentin von Streffleur, verheiratet. – F. erhielt seine Ausbildung durch Privatlehrer im Elternhaus und legte 1851 die Externistenmatura am Wiener Schottengymnasium ab. Im Sommer desselben Jahres reiste er zusammen mit seinem Vater nach London, wo er sich studienhalber bis Mai 1852 aufhielt. Nach einem kurzen Parisaufenthalt kehrte er nach Wien zurück, wo er im väterlichen Atelier beim Arsenalbau bei der Detailausführung der Gießerei und des Bohrwerks sowie bei Bauten seines Vaters in Brünn assistierte und sich bis 1853 in Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste fortbildete. Die Sommermonate 1853 verbrachte F. in Königshütte, Ratibor und Gleiwitz, um dort den Hüttenbetrieb zu studieren. Im Herbst schloss sich ein Aufenthalt in Hirtenberg in der Fabrik von Joseph Perger an und er begann sein Studium an der Berliner Bauakademie (bis Herbst 1854). 1855, während der Abwesenheit seines Vaters infolge dessen Tätigkeit bei der Pariser Weltausstellung, vertrat er ihn auf seinen Baustellen, im Druckereibetrieb und in der Redaktion der „Allgemeinen Bauzeitung“ in Wien. Im Februar 1856 kehrte er für ein Jahr an die Berliner Bauakademie zurück, wohin ihm 1857 sein Bruder Emil nachfolgte, mit dem er 1857, 1858 und 1859 gemeinsame Italienreisen unternahm. 1857–60 renovierte F. im Auftrag von Erzherzog →Karl Ludwig Schloss Ambras in Tirol. Ab Ende 1860 wieder im Wiener Atelier des Vaters beschäftigt, erwarb er 1861 die Baumeisterkonzession und erhielt die Bauaufsicht beim Palais Albert Klein (Wien 1). Nach dem Ableben des Vaters übernahm er zusammen mit Emil Förster bis 1869 die Redaktion der „Allgemeinen Bauzeitung“. Weiters fungierte er als Baudirektor der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft (März bis November 1869), 1872–75 als Direktor des Wiener Bauvereins und ab 1873 als Verwaltungsrat der Stadtbaugesellschaft. 1878–89 war er Mitinhaber der Firma Lilienfelder Cement-Gewerkschaft Förster & Co. in Lilienfeld. In erster Linie trat F. in Wien als Baumeister und Bauleiter für unterschiedliche Architekten in Erscheinung, z. B. für seinen Schwager Hansen beim Musikverein (ab 1867) und beim Hotel Austria am Schottenring (1870–73) oder für seinen Bruder Emil beim Zinshaus Universitätsring 10–12 (1869–72). Weiters lässt sich eine Kooperation mit den Architekten Hermann Wehrenfennig (Palais Johann Fatton, 1863–64), →Moritz Hinträger (1869–70), Julius Dörfel (1870–71) und dem Baumeister Rudolf Dittrich (Vereinshaus Concordia, 1868–69) belegen. Für die Allgemeine Baugesellschaft schuf F. u. a. die Häuser Eßlinggasse 8–10 und 18 (beide 1870–71). Parallel dazu leitete er sein eigenes Baubüro, für das er allerdings 1869 Konkurs anmelden musste. Bis dato sind von F. nur wenige eigenständige Werke nachweisbar, so beispielsweise ein Portierhaus in der Großen Stadtgutgasse 1 (1861–62, zerstört), ein Photoatelier als Dachaufbau auf dem Hotel National (1862, Wien 2), die Markthalle am Tandelmarkt (1864, Wien 9, zerstört) sowie einige Zinshäuser aus den 1870er-Jahren. Exemplarisch sei hier das Zinshaus Getreidemarkt 10 (1870–71) angeführt, das in den von F. bevorzugten Formen der Neorenaissance ausgeführt wurde. F. war Mitbegründer der Ersten Wiener Spiegelglas-Versicherungs-Gesellschaft (1867), Mitglied des Niederösterreichischen Gewerbevereins (1863), der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, Künstlerhaus (1869) und der Baukommission (1864). Bei der Weltausstellung in Paris (1867) wurde er mit der Bronze-Medaille in der 6. Klasse für Druck- und Verlagsgegenstände ausgezeichnet.

Weitere W.: s. Architektenlexikon.
L.: NFP, 31. 1. (Abendblatt), 1. 2. 1889; AKL; Czeike; Die Wr. Ringstraße 1, 2, 4, 7; Eisenberg 1; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des 3., 4. und 5. Bezirkes, bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österreichische Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; Architektenlexikon Wien 1770–1945 (mit Bild und W., nur online, Zugriff 26. 1. 2017); ABK, Wien.
(K. Schoeller)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)