Ankwicz-Kleehoven Hans, bis 1901 Kieres, Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Bibliothekar. Geb. Böheimkirchen (Niederösterreich), 29. 9. 1883; gest. Wien, 1. 10. 1962; röm.-kath. Sohn des 1913 geadelten Hofrats Johann Ankwicz von Kleehoven, bis 1901 Kieres (gest. 1918), und seiner Frau Maria, geb. Heller; ab 1912 mit Alexandra Ankwicz-Kleehoven (s. u.) verheiratet. – A. studierte nach der Matura am humanistischen Gymnasium 1902–06 Geschichte und Kunstgeschichte in Wien bzw. in Berlin; Promotion 1906 zum Dr. phil. mit einer Arbeit über das Leben und Werk des Humanisten Johann Cuspinian; 1907 Staatsprüfung am Institut für österreichische Geschichtsforschung. Danach war A. bis 1915 als Archivar im Ministerium für Kultus und Unterricht, anschließend als Kustosadjunkt am Österreichischen Museum für Kunst und Industrie tätig. 1915–18 leistete er Kriegsdienst am südlichen und östlichen Kriegsschauplatz. Bereits 1911 trat er mit einem Vortrag über „Kunst und Künstler unserer Tage“ an der Volkshochschule Urania hervor. Seine Kunstvermittlertätigkeit setzte er in den 1920er-Jahren an der Volkshochschule fort und weitete dort sein Programm auf Führungen durch aktuelle Ausstellungen aus. Gleichzeitig begann er neben Armin Friedmann, der Kritiken für die „Wiener Abendpost“ verfasste, als Kunstreferent für die „Wiener Zeitung“ zu arbeiten. Mit dem Aufkommen des Radios wurden seine Vorträge auch über dieses Medium übertragen. 1925 übernahm A. die Leitung der Bibliothek des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie und konnte diese Funktion bis 1939 ausüben, wurde aber dann wegen „Dienstunfähigkeit“ zwangspensioniert. Seine Tätigkeit als Kunstschriftsteller setzte A. während des 2. Weltkriegs u. a. als Autor der Zeitschrift „Die Kunst dem Volke“ fort. A.s Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde abgelehnt. Weiters war er ab 1942 als Archivar der Gesellschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus) tätig und verfasste in dieser Funktion im Auftrag des Präsidenten Hermann Rudolf Eisenmenger Geburtstagsartikel für die Mitglieder. Nach 1945 arbeitete A. als Bibliothekar an der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1947 wurde er zum Generalstaatsbibliothekar ernannt; 1949 trat er in den Ruhestand. Seine Tätigkeit als Kunstkritiker konnte er in der Nachkriegszeit bei der „Wiener Zeitung“ erfolgreich fortsetzen. A., der zahlreiche Beiträge für das „Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler …“ (ed. Ulrich Thieme – Felix Becker) schrieb, stand in Verbindung mit einer Vielzahl österreichischer Künstler wie z. B. Otto Feil, →Rudolf Junk oder →Richard Teschner. Aus diesen Kontakten entstand einerseits eine bedeutende Sammlung österreichischer Exlibris-Kunst, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau über Jahre hinweg aufbaute, und andererseits die Vorarbeit für ein eigenständiges österreichisches Künstlerlexikon. Artikel über Künstler wie →Anton Romako, →Felician Freiherr Myrbach von Rheinfeld, →Josef Hoffmann und →Dagobert Peche verfasste er für die „Neue Österreichische Biographie ab 1815“. Seine Sammlung wurde 1953 in der Ausstellung „Das Glück des Sammelns“ in der Österreichischen Staatsdruckerei präsentiert. A. war 1923 Mitbegründer der Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst in Wien, Mitglied der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft (als solches auch Redakteur des „Österreichischen Jahrbuchs für Exlibris und Gebrauchsgraphik“), Mitglied der Gesellschaft für zeitgenössische Graphik und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung, ab 1950 ao. Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus). 1935 wurde er zum Hofrat ernannt, 1952 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Neben seinen Forschungen zum Humanismus in Österreich gilt er gleichauf mit →Adalbert Franz Seligmann, Arthur Roessler und Hans Tietze als einer der wichtigsten Kritiker und Kunstvermittler der Zwischenkriegszeit. Seine biographischen Vorarbeiten bilden heute den Grundstein für die Künstlerdokumentation der Österreichischen Galerie Belvedere. Seine Frau Alexandra Ankwicz-Kleehoven, geb. von Sauer-Csáky (geb. 1. 1. 1886; gest. 25. 12. 1969), war die Tochter des Zentraldirektors des Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamts Dorotheum Hofrat Alexander von Sauer-Csáky (geb. 12. 3. 1845; gest. 3. 9. 1910) und der Konstanze von Sauer-Csáky. Sie beschäftigte sich wissenschaftlich mit der Geschichte und Kunst Österreichs und publizierte ihre Beiträge in Zeitschriften wie „Unsere Heimat“ oder „Bergland“. Als Kunstkritikerin war sie ab Ende der 1920er-Jahre genauso wie ihr Mann für die „Wiener Zeitung“ tätig. Sie stand dem Kreis der Wiener Werkstätte und dem Wiener Frauenklub nahe. 1955 erschien von ihr eine Monographie über →Tina Blau. In der Nachkriegszeit trat sie außerdem mit Hörspielen und Texten für Radio-Sendereihen des Österreichischen Rundfunks hervor.