Berger Alfred Freiherr von, Dramaturg, Theaterdirektor, Kritiker und Philosoph. Geb. Wien, 30. 4. 1853; gest. ebd., 24. 8. 1912 (Ehrengrab: Wiener Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Politikers →Johann Nepomuk Berger und der Franziska Berger (geb. 1821; gest. 30. 3. 1858); ab 1889 mit der Hofschauspielerin →Stella Freifrau von Hohenfels-Berger verheiratet. – B., dessen Eltern früh starben, war durch das Erbe finanziell unabhängig. Er wurde von Hauslehrern unterrichtet, legte 1871 die Reifeprüfung am Schottengymnasium ab und studierte anschließend Jus und Philosophie an der Universität Wien. Noch zu Studienzeiten (1873) wurde seine erste Tragödie „Oenone“ am Hofburgtheater aufgeführt. 1876 Dr. iur., 1885 Dr. phil., 1886 Privatdozent für Philosophie. Nach einer Indienreise 1886/87 war B. 1887–90 literarisch-artistischer Sekretär des Wiener Hofburgtheaters und verfasste 1888 den Epilog vor der Übersiedlung in das neue Haus am Ring. 1890 wegen seiner Eheschließung bei der Bestellung zum Direktor des Burgtheaters übergangen, nahm er seine Entlassung. Er lehrte in der Folge Ästhetik an der Universität Wien, wo er 1894 ao. Professor wurde (1901 Austritt aus dem Lehramt). 1899 ging er als erster Direktor des nach seinen Vorschlägen neu erbauten Deutschen Schauspielhauses nach Hamburg, für das er ein 317 Dramen umfassendes gemischtes Repertoire aufbaute (Klassiker, →Christian Friedrich Hebbel und Moderne). Er hielt theaterästhetische Vorträge, die auch in der „Neuen Freien Presse“ veröffentlicht wurden. 1904 gründete er mit →Karl Glossy die Kulturzeitschrift „Österreichische Rundschau“. Im März 1910 wurde er schließlich Direktor des Burgtheaters, das er bis zu seinem Tod leitete, an dem er seine ehrgeizigen Pläne (Hebbel-Zyklus, Hamlet, Heinrich VIII.) jedoch nicht mehr verwirklichen konnte. Seine beiden Grillparzer-Inszenierungen enttäuschten die hohen Erwartungen. Unter B.s Direktion erfolgten u. a. die Uraufführungen von →Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ und „Der junge Medardus“ sowie Neuinszenierungen von Oscar Wildes „Ein idealer Gatte“, Leo Tolstois „Der lebende Leichnam“ und „Die fünf Frankfurter“ von Karl Rössler. →Anton Bettelheim galt B. als Sprecher des geistigen Adels in Österreich und einer der wenigen selbstständigen Köpfe. 1878 in den Freiherrenstand erhoben, erhielt er 1898 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.