Cyrenius, Maria (1872–1959), Malerin und Emailkünstlerin

Cyrenius Maria, Malerin und Emailkünstlerin. Geb. Lockstedt, Deutsches Reich (D), 14. 6. 1872; gest. Klosterneuburg (Niederösterreich), 30. 3. 1959 (begraben: Friedhof Grinzing, Wien). Enkelin von Johanna Fehse, Tochter des Landwirts Otto Cyrenius und der Alwine Cyrenius, geb. Lüders. – Da C.’ Eltern wenige Monate nach ihrer Geburt verstarben, lebte sie bis 1886 bei ihrer Großmutter. Auf Drängen ihres entfernt verwandten Vormunds besuchte sie höhere Schulen in Gardelegen und Braunschweig sowie eine Haushaltungsschule in Bad Harzburg. Ihren Wunsch, Malerin zu werden, musste sie vorerst zurückstellen und 1890–92 eine Kunstschule für Zeichenlehrerinnen in Berlin absolvieren. Anschließend war sie bis 1894 Privatschülerin des Berliner Landschaftsmalers Paul Flickel und ab 1898 von Ludwig (von) Herterich in München, wo sie sich der Freilichtmalerei widmete. 1900 zog C. nach Wien und belegte vorerst als Hospitantin die Vorbereitungsklasse von →Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule und ab 1903/04 die Klassen von →Rudolf von Larisch und →Felician Freiherr Myrbach von Rheinfeld. Dort schloss sie Freundschaften mit Künstlerinnen, die für ihr weiteres Leben bestimmend werden sollten, wie mit Magda Mautner-Markhof, verehelichte Grasmayr, →Helene (von) Taussig, Hilde Exner oder →Emma Schlangenhausen. Um 1900 widmete sie sich der im Wiener Jugendstil beliebten Technik des farbigen Holzschnitts. Nach einer Italienreise (1906–07) zog es C. zwischen 1909 und 1912 mehrmals nach Paris, wo sie mit ihren Freundinnen die Académie Ranson besuchte. Von großer Bedeutung war ein Aufenthalt 1910 bei dem Schweizer Maler Cuno Amiet in Oschwand, der die Künstlerinnen unterrichtete und sie mit der expressiven, farbintensiven Malerei vertraut machte. C. blieb mit ihm zeitlebens in Briefkontakt. Ausstellungsbeteiligungen ab 1906 in Wien in der Galerie Miethke („Die Jungen“), der Kunstschau 1908, der Internationalen Kunstschau 1909, im Kunstsalon Heller 1912 (mit Mautner-Markhof) und in der Wiener Secession 1914 folgten. Im 1. Weltkrieg engagierte sich C. 1914/15 als Pflegerin. Ab 1916 war sie Privatschülerin bei Johannes Itten in Wien und belegte erneut Kurse an der Kunstgewerbeschule: 1916 in Michael Powolnys Keramikklasse, 1918 und 1920/21 in den Emailklassen von →Adele von Stark und 1923/24 in jener →Josef Hoffmanns. 1919–20 folgte C. Itten ans Bauhaus in Weimar, wo sie sich abstrakten Studien zuwandte. Nachdem sich viele ihrer Wiener Freundinnen nach dem Krieg in Salzburg niedergelassen hatten, zog es auch C. 1921 in die Festspielstadt, wo sie bis 1937 in der Meierei der Grasmayr-Villa am Mönchsberg lebte. Aus ökonomischen Gründen wandte sie sich nun fast ausschließlich der Emailkunst zu. Mitgliedschaften in Künstlervereinen und eine rege Beteiligung an den Kunstausstellungen in Salzburg wie an jener des Wassermanns, des Sonderbunds österreichischer Künstler, des Wirtschaftsverbands bildender Künstler Salzburgs und des Salzburger Kunstvereins prägten die Salzburger Jahre. In Wien erfolgte die Teilnahme an Ausstellungen der Deutschen Frauenkunst (1925), der Wiener Frauenkunst (1927, 1930) sowie der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (1917, 1930, 1944). Weiters stellte sie in München (1922), Leipzig (1924), Paris (1925, 1937), Stuttgart (1927), Stockholm (1930) und Bern (1931) aus. Von 1924 bis zu ihrer Pensionierung 1937 hatte sie eine Stelle als Zeichenlehrerin im Mädchen-Realgymnasium in Salzburg. Eine enge Freundschaft verband sie mit dem Maler Max Pfeiffer Watenphul, der ihr vom Bauhaus nach Salzburg gefolgt war. 1926 erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft. Von 1938 bis zur ihrem Tod lebte sie erneut in Wien. C.’ anfänglich spätimpressionistisch geprägter Malstil erfuhr durch den Kontakt mit Amiet und die expressive französische Kunst um 1910 eine Vereinfachung der Form bei gleichzeitiger Intensivierung der Farben, die sie mit breiten Pinselstrichen kontrastreich einsetzte. Unter der experimentellen Anleitung Ittens entstanden 1916–20 abstrakte Studien und rhythmische Bildanalysen, in der Emailkunst kleinformatige Objekte, Gebrauchs- und Schmuckgegenstände sowie Altäre. Religiöse Motive, die sie mit spontanen Aquarellstudien vorbereitete, waren neben Landschaftsmotiven, Porträts sowie ornamentalen Mustern ihre bevorzugten Themen. C. war Mitglied des Österreichischen Werkbunds und der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs. 1935 erhielt sie die Silberne Medaille der Stadt Salzburg, 1937 den Grand Prix auf der Internationalen Ausstellung in Paris. Ihre Arbeiten finden sich im Salzburg Museum, dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und dem Archiv der Universität für angewandte Kunst in Wien.

W.: s. Rösch.
L.: N. Schaffer, in: Künstlerinnen in Salzburg, ed. B. Wally, Salzburg 1991, S. 53ff., 322 (Kat., mit Bild); 150 Jahre Salzburger Kunstverein, ed. S. Eiblmayr, 1994, s. Reg.; S. Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österreich 1897–1938, 1994, s. Reg.; R. Rösch, M. C., geisteswiss. DA Salzburg, 2004 (mit W.); Friedhöfe Wien GmbH, Wien.
(S. Plakolm-Forsthuber)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)