Maly, Paula (1891–1974), Malerin und Lehrerin

Maly Paula, Malerin und Lehrerin. Geb. Wien, 21. 10. 1891; gest. Laßnitzhöhe (Steiermark), 19. 10. 1974; bis 1938 röm.-kath. Tochter des Obereichmeisters Franz Maly und der Modistin Sophie Maly, geb. Tetauer, Schwester von →Ida Maly, Tante der Malerin Elga Maly (geb. München, Deutsches Reich/D, 8. 1. 1921; gest. Graz, Steiermark, 1. 11. 1989); unverheiratet. – Nach der Matura am Grazer Lyzeum besuchte M. 1910–12 gemeinsam mit ihrer Schwester Ida die Landeskunstschule Graz bei →Alfred Schrötter von Kristelli, 1914–15 die Kunstgewerbeschule in Wien bei →Oskar Strnad und →Franz Čižek und bildete sich anschließend in München fort. Ab 1923 hielt sie sich wieder in Graz auf und arbeitete 1925–45 als Lehrerin für dekoratives Zeichnen an der dortigen Bundes-Frauenberufsschule. 1928 wohnte ihre Schwester – vor ihrer Einweisung in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt am Feldhof in Graz – kurzfristig bei ihr. 1938 trat M. der NSDAP bei und entfaltete in den Folgejahren eine rege Ausstellungstätigkeit. Bis in die 1920er-Jahre sind die Gemälde M.s, darunter etliche Porträts und Stillleben, von dem für die Schrötter-Schule typischen malerischen Realismus geprägt. In der Folge kommt es zu einer Verfestigung der Strukturen der Bildfläche, einzelne Elemente der dargestellten Gegenstandswelt – häufig Landschaften – werden vereinheitlicht, durch Konturlinien abgegrenzt und koloristisch-flächig gestaltet. In den 1930er-Jahren befasste sich M. vermehrt mit den Techniken von Holz- und Linolschnitt, die in einer Reihe von Grazer Stadtansichten mit originellen, teils extremen Perspektiven zur Anwendung kamen. Aus der NS-Zeit sind keine propagandistischen Werke von ihr bekannt, sie lieferte lediglich 1943 die Aquarellvorlagen für die Serie „Steirische Frauentracht“. Nach dem 2. Weltkrieg – sie signierte nun mit „My“ – hielt M. zunächst noch an der Gegenständlichkeit fest, forcierte jetzt aber den strukturell-geometrischen Bildaufbau. Ab 1957 löste sie sich von der figurativen Gestaltung und experimentierte unter dem Einfluss des Informel mit freien, allein von der Dynamik der Farbwirkung bestimmten Formgebungen. M. war Mitglied der Vereinigung/Genossenschaft bildender Künstler Steiermarks (bis 1923), des Steiermärkischen Kunstvereins (bis 1938), der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs, der Kameradschaft steirischer Künstler und Kunstfreunde sowie ab 1945 des Künstlerbunds Graz, an deren Ausstellungen sie sich regelmäßig beteiligte. Personalen fanden in Graz (1950, 1957, 1961, 1963) und Wien (1960, 1971) statt. M. erhielt 1932 die Silberne Medaille der Stadt Graz, 1936 den Österreichischen Staatspreis, 1948 eine Medaille im Kunstwettbewerb, Bereich Malerei, im Rahmen der Olympischen Spiele London und 1962 den Preis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst. Ihre Werke finden sich im Graz Museum, in der Neuen Galerie und in der Sammlung der Stadt Graz/Kulturamt (alle Graz) sowie in der Albertina (Wien).

L.: AKL online; Fuchs, Geburtsjgg.; P. M. zum 70. Geburtstag, Graz 1961 (Kat.); R. List, Kunst und Künstler in der Steiermark 2, 1967; Gesamtkatalog der Gemälde, ed. W. Skreiner, Graz 1988, S. 245 (Kat.); 125 Jahre Steiermärkischer Kunstverein Werkbund, Graz 1990 (Kat.); E. Breisach, Aufbruch in die Moderne in der Steiermark. Wege zur abstrakten Kunst 1945–60, Graz 1998, S. 50ff. (Kat.); Die Kunst der Anpassung. Steirische KünstlerInnen im Nationalsozialismus zwischen Tradition und Propaganda, ed. G. Holler-Schuster, Graz 2010, S. 80f. (Kat.); H. Lipsky, Kunst einer dunklen Zeit. Die bildende Kunst in der Steiermark zur Zeit des Nationalsozialismus, 2010, S. 239f.; biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 2, 2016; Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950, ed. G. Danzer, Graz 2020, S. 270ff., 383f. (Kat., mit Bild); Pfarre Lainz, Wien; Künstler/innenarchiv Neue Galerie, Graz, Steiermark.
(G. Danzer)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)